Die Bioenergie-Region hat sich bereits seit der ersten Förderperiode der Aufgabe gestellt, Biomethan als Kraftstoff verstärkt in die Nutzung zu bringen. Der Einsatz von Biomethan in Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen wurde 2013 von den Stadtwerken Eisenberg umgesetzt, um damit deren Wärmenetz zu versorgen. Da in der Kreisstadt ebenfalls der landkreiseigene Personennahverkehr den Sitz seines Betriebshofes hat und die BAB 9 unmittelbar tangiert, liegt hier ein großer Standortvorteil für den Ausbau des Bioerdgasangebotes für die Mobilität. Problematisch ist einerseits die kostenintensive Investition in die Tankanlagentechnik, auf der anderen Seite werden sich interessierte Kunden kaum neu orientieren, sofern es an der Verfügbarkeit lokal mangelt.
Um diese Dilemma zu lösen, versucht die Bioenergie-Region zusammen mit dem Saale-Holzland-Kreis hinreichende potentielle Nachfrage zu generieren, um so Investoren für eine zügigere Initiierung einer Erdgastankstelle mit Biomethanangebot zu bewegen. Kann der regionale Nahverkehr wirtschaftlich überzeugt werden, wäre dies ein großer Schritt hin zur Umsetzung, nicht zuletzt der politischen Ziele des Landkreises (Leitbild Energie des Leitbildes 2020 des Landkreises).
Dazu wurden bislang folgende Tätigkeiten seitens der Bioenergieregion durchgeführt:
voran gegangen ist eine Stärken-Schwächen-Analyse zur Klärung der Gegebenheiten in der
Bioenergie-Region Jena-Saale-Holzland
Angebot an Erdgastankstellen im 50 km Umkreis
aktuelle & potentielle Nachfrage im privaten, gewerblichen und öffentlichen Bereich wirtschaftliche und politische Ziele des Landkreises
Beispiele aus anderen Regionen wurden eruiert
Die Beauftragung einer Analyse bekannte Mineralölvertriebsstandorte für die Installation einer Erdgas-Tankstelle mit anschließender Wirtschaftlichkeitskalkulation für den Standort mit Bioerdgasangebot wurde mehrfach vorbesprochen, dies sollte Basis zur Investitionsentscheidung sein
Kooperationsvertrag mit dem Erdgasinitiativkreis Thüringen trotz intensiver und zeitaufwendiger Bemühungen unsererseits nicht zustande gekommen, bisher keine Vergabe der Standortanalyse
Januar 2014 nochmals ein Gespräch mit den am Thema interessierten Partnern (Stadtwerke, Landratsamt, JES, Erdgasinitiativkreis Thüringen) durch BioER organisiert und durchgeführt
Schaffung von Nachfrage – Landkreis investiert in den Fuhrpark mit Erdgasfahrzeug
Gebäudemanagement und Wärmecontracting an öffentlichen Gebäuden
Um den Anteil der energetischen Biomassenutzung, gerade im Wärmebereich, weiter zu steigern, wurden zunächst alle Schulgebäude im Landkreis untersucht. Hier waren die Datengrundlage und auch das Potential am größten. Gerade bei den mit Heizöl betriebenen Feuerungsstätten besteht in der Tat akuter Sanierungsbedarf.
Hierfür wurden objektspezifische Anlagenkonzepte mit ausgewogenen Energieliefervarianten in Bezug auf Effizienz, Ökonomie und Ökologie entwickelt mit Vorrang auf Verwendung von Waldrestholz oder Stroh und unter Einbeziehung regionaler Partner und Unternehmen. Vor der Umstellung auf alternative Energieträger wurden gleichzeitig das Energiemanagement sowie vorhandene Einsparpotenziale näher betrachtet. Nicht allein der Heizkessel sollte angepasst werden, sondern gleichfalls die Anlagensteuerung und die Auslegung des Heizverhaltens der Anlage.
Der Rohstoff sollte selbstverständlich möglichst aus dem Umfeld der jeweiligen Objekte akquiriert werden können, hier kommen beispielsweise Landschaftspflegematerial aus den Gemeinden und Holzkontingente der wirtschaftenden Forstbetriebsgemeinschaften in Frage. Diese Potenziale wurden untersucht und die möglichen Partner bzgl. ihres Kooperationswillens angesprochen. Allerdings machte die Haushaltslage des Landkreises die Eruierung alternativer Finanzierungsoptionen notwendig. Zur konkreten Umsetzung wurden deshalb auch die Ausschreibung und Vergabe für ein Wärmeenergie-Contracting sowie die EE-Stromdirektnutzung bzw. -vermarktung erarbeitet.
Bisher konnte daraus ein Wärmeliefer-Contracting an der Grundschule Camburg im Oktober 2014 ausgeführt werden. Bis Ende 2015 soll die Ertüchtigung der Heizanlage an der Regelschule Dorndorf erfolgen. In 2016 wird eine neue Heizungsanlage im „Haus für Kinder“ in Stiebritz (Kindertagesstätte und Grundschule unter einem Dach) auf Basis von Holzpellets/Holzhackschnitzeln installiert werden, entsprechend des vom Team der BioER ausgearbeiteten Konzeptes inkl. Kostenkalkulation. Die Optimierung der Heizungsanlagen zweier weiterer Schulen sind in Vorbereitung.
Gleichzeitig konnte die BürgerEnergie Saale-Holzland eG an 3 Schulen EE-Anlagen errichten. Bis zu 50% der Anlagenstromerzeugung werden dabei an den Schulobjekten selbst genutzt. Der Einsatz von Speichern wird dies in Zukunft bis zu einer Vollversorgung optimieren.
Die Kommunikation der Fortschritte im Bereich des Energie- und Gebäudemanagements war dabei ein wichtiger Bestandteil, um durch die Vorbildwirkung der öffentlichen Einrichtungen Nachahmer im kommunalen wie im privaten Bereich zu generieren und zudem Akzeptanz und Vertrauen zu schaffen. In diesem Zusammenhang wurde auch die Gemeinde Zimmern zur Erneuerung der Heizanlage im Dorfgemeinschaftshaus beraten. Zimmern hatte beim LEADER-Management einen Antrag auf Förderung einer neuen Ölheizung gestellt. Der gute Informationsfluss zwischen LEADER-Management und Bioenergieregion ermöglichte eine intensive Beratung der Gemeinde mit Datenerfassung, Konzepterarbeitung und Finanzierungsplanung. Nach dem Diskussions- und Abwägungsprozess in der Gemeinde erfolgte dann die Übergabe der Daten an ein Ingenieurbüro zur Umsetzung einer Scheitholz/Pellets-Kombination zur sicheren Wärmeversorgung.
Die Verschärfung der Emissionsgrenzwerte nach 4. BImSchV hat zu einer erheblichen Verteuerung der Anlagentechnik geführt. Umfangreiche Filteranlagen schränken seither die Wirtschaftlichkeit im Vergleich zu herkömmlichen, aktuell relativ preisgünstigen, Medien wie Erdgas massiv ein. Auf Landkreisebene können wir auf das Leitbild „Energie und Klimaschutz“ verweisen, um Mehrkosten zu begründen. Im Privatbereich wird eine Darstellung der Vorteilhaftigkeit von Biomasseanlagen schwer.
Zur konsequenten Fortsetzung dieses eingeschlagenen Weges, aber auch zur intensiven Bürgerbeteiligung hat die Stadt Jena 2014 den Antrag zur Erstellung eines Klimaschutzkonzeptes gestellt und bereits mit der Arbeit begonnen; der SHK hat die Antragstellung im März 2015 vollzogen und wird ab Oktober 2015 mit der Erstellung seines Klimaschutzkonzeptes beginnen. Beide Konzepte werden mit gegenseitiger Einbeziehung aller relevanten Akteure erarbeitet und umgesetzt werden.
Energieautarkes "BarfußHaus"
Das "Barfußhaus" steht auf dem Gelände der europäischen Jugendbildungs-und Begegnungsstätte "Rittergut Nickelsdorf" im thüringischen Crossen an der Elster und ist ein energieautarkes Haus, das vorrangig aus nachwachsenden Rohstoffen gebaut wurde. Der Name Barfusshaus bezieht sich auf den ökologischen Fußabdruck: das Haus soll so wenig Ressourcen wie möglich beanspruchen, also einen kleinen Fußabdruck hinterlassen. Dafür sorgen neben den Baumaterialien vor allem auch die Solarstrom-Anlage auf dem Dach, Strom aus einer Windkraftanlage, ein Fassaden-Warmluftkollektor und ein Biomeiler, der das Haus mit Wärme aus einer Art großem Komposthaufen versorgt.
Doch die hohe Umweltverträglichkeit des energieautarken Häuschens ist nur eine Besonderheit: errichtet wurde es im Rahmen eines EU-Projektes der Gemeinde Crossen Anfang Mai 2012 von 75 Schülerinnen und Schülern aus halb Europa - und zwar innerhalb von nur drei Tagen. Danach wurde es in einer Kooperation von Bioenergieregion Jena-Saale-Holzland und Fachhochschule Jena noch mit allerlei Mess- und Regeltechnik ausgestattet und zu einem sogenannten "Smart-Home" weiterentwickelt. Ziel ist es, die Nutzung erneuerbarer Energien auch im kleinen Rahmen ebenso komfortabel zu gestalten, wie wir es von fossilen Rohstoffen gewohnt sind.
Das Barfusshaus kann übrigens auch jeder selbst entdecken: im Rahmen des Jugendforschungscamps für erneuerbare Energien, Klima- und Umweltschutz im europäischen Jugendgästehaus werden neben halbtägigen Lernmodulen zu erneuerbaren Energien auch Führungen durch das kleine Öko-Haus angeboten.
Im Kleinen wie im Großen gibt es immer etwas zu tun, deshalb wird das Barfusshaus ständig optimiert und erweitert. Hierfür sind Studierende herzlich eingeladen sich im Rahmen von Studienarbeiten „auszutoben“ und Ideen einzubringen.
Stoffstrommanagement in der Wertschöpfungskette Holz
Bedingt durch die in der Region bereits hohe installierte Leistung im Bereich der energetischen Nutzung von Holz, wurde dieser Rohstoff bereits zu Projektbeginn teilweise importiert. Daher wurde in der Region vor allem auf den Ausbau kleiner, lokaler Standorte zur Wärmeversorgung gesetzt sowie auf die Erschließung brachliegender Potenziale zur Holzgewinnung.
Zusammen mit unserem Kooperationspartner, dem Forstamt Jena-Holzland, wurden schon in der ersten Förderperiode Entwicklungen angestoßen, die auf eine Mobilisierung regionaler Holzpotenziale abzielten. Im Fokus standen dabei die Privatwaldbesitzer. Das öffentlich/privat-finanzierte Projekt „Privatwaldförderung Thüringen“ hatte Anfang 2012 seine Datenerhebungs- und Aktivierungsmaßnahmen in der BioER abgeschlossen, nun galt es die Potenziale nachhaltig in Nutzung zu bringen. Deshalb wurde vor allem durch das Forstamt die intensive Arbeit der letzten Jahre fortgesetzt und wurden positive Beispiele geschaffen. Mehrere hundert Hektar Privatwald konnten so durch den Abschluss so genannter Beförsterungsverträge in Bewirtschaftung gebracht werden. Da auch die Waldbesitzer eine unmittelbare Nutzung des Holzes anstrebten, kamen so mehrere tausend zusätzliche Festmeter in den Wirtschaftskreislauf.
Neben den einzelnen privaten Waldbesitzern sind die Forstbetriebsgemeinschaften (FBG) wichtige Akteure, deren Eigenverantwortung, gerade vor dem Hintergrund der Neustrukturierung der Thüringer Forstverwaltung, dringend zu stärken ist. Dazu hat das Forstamt in den letzten Jahren ein Eigenvermarktungsprojekt mit den größten bestehenden FBGen aufgebaut, d.h. eine sukzessive Übernahme der Verantwortung zur Vermarktung der eigenen Holzmengen. Dies war auch von Seiten der Forstverwaltung explizit gewünscht und wird aktiv mit Fördermitteln unterstützt.
So konnten gleich nach dem Start des Projektes 2010 zum ersten Mal 16.000 Efm direkt über die FBGen vermarktet werden, 2011 über 30.000 Efm und jetzt sind es bereits 45.000-60.000 Efm mit einem Umsatz von mehreren Millionen Euro pro Jahr. Für die Bearbeitung und Abrechnung wurden durch die Forstbetriebsgemeinschaften inzwischen Mitarbeiter eingestellt, zunächst noch auf reduzierter Basis (halbtags oder geringfügig). Die Entwicklung wird aber in diese Richtung weiter gehen und zu größeren Vermarktungseinheiten oberhalb der FBG-Strukturen führen.
Allerdings ist dabei eine hochwertige stoffliche Nutzung des Holzes der energetischen Verwertung weiterhin vorzuziehen. Positiv wirkt sich die große Nachfrage nach Holz zur energetischen Nutzung auch auf stabile Holzpreise bei der stofflichen Verwertung aus. Erhebliches Potential für eine energetische Nutzung wäre noch bei den Abfällen aus der Sägeindustrie vorhanden. Dem entgegen stehen allerdings die derzeit geltenden Anforderungen an die Klassifizierung naturbelassenen Waldrestholzes, obwohl faktisch der Baumstamm nur durch das Sägegatter gelaufen ist.
Um lokal einen transparenten Markt und kurze Wege für Biomasse zu ermöglichen, sollte eine Datenbank mit regionalen Anbietern und Logistikpartnern erstellt werden. Diese virtuelle Plattform ist aus Gründen der ständigen Fluktuation in den Märkten und der damit erhöhten Arbeitsintensität hierfür nicht umgesetzt worden.
Wärmekonzepte / Wärmenutzung von Bioenergieanlagen
Wärmenutzung zur Effizienzsteigerung der Bestandsanlagen, aber auch die diesbezügliche Beratung beim Neubau von BE-Anlagen, blieben wesentliche Aufgaben der Bioenergieregion.
Die Auswertung der Datengrundlagen zur Bestandsaufnahme aus der ersten Förderphase wurde genutzt, um für die mittelfristig erfolgversprechenden Standorte zusätzliche Machbarkeitsstudien und Wirtschaftlichkeitsanalysen zu erstellen.
In diesem Zusammenhang ist natürlich auch der Ausbau von Nahwärmesystemen zur Etablierung von Bioenergiedörfern zu sehen. Erfahrungen aus der erfolgreichen Umsetzung des ersten Bioenergiedorfes Ende 2012 in Schlöben und anderen Projekten zeigen, dass neben der Betrachtung ganzer Gemeinden zunehmend auch kleinere Infrastruktureinheiten (Mikronetze) von Interesse sind. Dabei ist von einer benötigten Wärmeleistung von ca. 100 kW bis 200 kW auszugehen, die entweder über kleine Satelliten-Biogas-BHKW und/oder über Biomasseheizkessel gegebenenfalls in Kombination mit solarthermischen Anlagen („EnergyCabin“) bereitgestellt werden können.
Beratung, Vernetzung und Verknüpfung der regionalen Akteure waren die wesentlichen Instrumente der Arbeit in diesem Bereich. Mit positiven Argumenten, neuen Modellen und Kooperationspartnern versuchten wir zu überzeugen und einzuwirken. Natürlich wurden dabei vorrangig vorhandene Initiativen aus der Region aufgenommen, unterstützt und begleitet. Im Anfangsstadium überwiegend durch Bürgerversammlungen und die Besichtigung von Praxisbeispielen.
Dabei wurden regional folgende Schwerpunkte bearbeitet:
Bioenergiedorf Schlöben – Bis Mitte 2011 wurde die Idee des Bioenergiedorfes konzipiert, die technische Ausstattung mit BGA und Wärmenetz nebst BMHW erarbeitet und der Beteiligungsprozess mit der Bevölkerung mündend in die Bürgergenossenschaft "Bioenergiedorf Schlöben eG" begleitet. Während des Jahres 2012 wuchs und reifte das Bioenergiedorf Schlöben in Gänze mit einer 795 kWel BGA, 2 Satelliten-BHKW, einer 1,6 km langen Biogasleitung und eines kombinierten 5,6 km langen Wärme- und Glasfasernetzes. Der Winter 2012/2013 war als erster „genossenschaftlicher Winter“ höchst erfolgreich, da hier alle Komponenten bewiesen, dass bis zum letzten Haushalt alles durchgewärmt war. Dies ermunterte auch noch so manchen Zweifler, sich an das Wärmenetz anschließen zu lassen. Somit werden heute mehr als 70 % der Haushalte, die Schule, der Kindergarten und die Gemeindeliegenschaften der Ortsteile Schlöben und Zöttnitz mit Biowärme versorgt.
Auch das Agrarunternehmen profitiert in mehrfacher Hinsicht: So organisiert es auf der einen Seite die gesamte Versorgung und Betreuung der Anlagentechnik, konnte hochqualifizierte Arbeitsplätze schaffen und verwertet seine landwirtschaftlichen Reststoffe direkt vor Ort. Auf der anderen Seite ist der Landwirtschaftsbetrieb, neben der Schule, selbst zum größten Einzelwärmeabnehmer geworden. Die günstige Restwärme der BHKW wird im Frühjahr zur Trocknung von Luzerne und im Herbst von Getreide und Mais genutzt. Dies ermöglicht einen optimalen Ernteerfolg bzgl. Ernteregime und Lagerung. Des Weiteren wird der Kraftfutterzusatz in Form von Soja durch Luzerneheu ersetzt. Somit finden wir hier ein sehr gutes Beispiel von Substitution und regionaler Wertschöpfung im Einklang mit und durch die Bioenergie.
Schlöben war das erste Bioenergiedorf in Thüringen und hat sich auch im Bundeswettbewerb der Bioenergiedörfer 2012 als Preisträger durchgesetzt. Die erfolgreiche Umsetzung dieses Leuchtturmprojektes hatte eine sehr große Vorbildwirkung innerhalb und außerhalb der Region.
Weißbach – Schon bei der Konzipierung der BGA müssen Aspekte bzgl. Standort sowie die Substratlogistik intensiv bedacht werden, weil dies nicht zuletzt die Akzeptanz vor Ort beeinflusst. Sehr gut gelungen ist uns dies am Standort der Agrargenossenschaft Weißbach. Die sehr gute Kooperation zwischen Agrarunternehmen und Kommune spielte auch hier die entscheidende Rolle zur Umsetzung des Wärmekonzeptes. Die Landwirtschaft als Lieferant der Biomasse und die Kommunen als Abnehmer der Energie. Durch das gute Zusammenwirken aller Beteiligten (Bürgermeister, Vorsitzender der Agrargenossenschaft und Team der Bioenergieregion) und die Bündelung der Kompetenzen war es möglich geworden, nach aufwendiger Vorplanung bzgl. Trassengestaltung, Finanzierungsoptionen und Genehmigungen die Bauphase zügig voranzutreiben und auf 2 Monate zu begrenzen.
In die etwa 500 m lange Nahwärmetrasse wurden bis Ende Oktober 2012 die Leitungsrohre ins Erdreich verbracht. Knapp 160.000 Euro hat die Gemeinde Weißbach dabei in die dezentrale Wärmeversorgung investiert, wobei 88.000 Euro Fördermittel vom Freistaat Thüringen bewilligt wurden. Seit März 2013 wird nun die gesamte Wärmeversorgung der öffentlichen Gebäude der Gemeinde (z.B. Kindergarten und Dorfgemeinschaftshaus) durch das BHKW der Agrargenossenschaft Weißbach preisgünstig, unabhängig, regional und erneuerbar sichergestellt.
Königshofen – Nachdem in der ersten Förderperiode für die BGA Königshofen ein umfangreiches, wirtschaftlich erfolgversprechendes Wärmekonzept erstellt wurde, welches letztendlich aufgrund einzelner Akteure nicht umgesetzt werden konnte, entstand im Frühjahr 2013 als erster Schritt ein Mikrowärmenetz ausgehend von der Biogasanlage hin zu den umliegenden drei Privathaushalten. Die Wärmeversorgung könnte in Zukunft weiter ausgebaut werden. Das Potential und das Konzept sind vorhanden, brauchen aber, wie gesagt, den breiten Willen der Akteure.
Döllschütz und Pretschwitz – An zwei Standorten der Gemeinde Rauschwitz existierten BGA mit unzureichender Wärmenutzung. Die Initiative von Bürgern aus den Ortsteilen Döllschütz und Pretschwitz sowie dem ansässigen Agrarunternehmen Agrarprodukt Hainspitz eG gab den Start für die Biowärme-Versorgung beider Ortsteile. Die Erfahrungen der bisherigen Projekte der BioER flossen hier frühzeitig ein, sei es durch Bürgerberatung in Versammlungen, Konzipierung der Technik, Vertragsgestaltung und Fördermittelakquise. Im ersten Schritt wurde die BGA in Döllschütz optimiert, um ausreichend Biogas für ein 170 kWel Satelliten-BHKW im 1 km entfernten Pretschwitz zu erzeugen. Im nächsten Schritt wurde die Gasleitung von Döllschütz nach Pretschwitz verlegt sowie die Nahwärmenetze in den beiden Ortsteilen aufgebaut. Seit September 2014 liefert nun die neu gegründete Abtei Energie GmbH den 14 Wärmeabnehmern biogene Wärme über die 2 km lange Wärmetrasse. Besonderheit ist die Schnittstelle zwischen Primärwärmenetz und den Heizungen der Haushalte. Die Trennung der Systeme übernimmt der Pufferspeicher in jedem Haus, der somit Wärmetauscher und Speicher in einem ist. Dies reduzierte die Investitionskosten und optimiert zudem die Netzauslastung.
Erklärtes Ziel der Abtei Energie GmbH war und ist es nach wie vor, auch die Ortschaft Rauschwitz zu erschließen. Auch deren BGA muss perspektivisch zur Biogaserweiterung ertüchtigt werden, um ausreichend Wärme in den Ort zu speisen. Hierfür braucht es jedoch noch weitere Unterstützungsleistung; beispielsweise durch das Nachfolgeprojekt der BioER.
Bioenergiedorf Bechstedt (Zwillingsregion) – Die Entscheidung, in dem kleinen Ort Bechstedt (160 Einwohner) ein Hackschnitzel-BHKW auf Holzvergaserbasis mit integriertem Nahwärmenetz zu errichten, wurde bereits vor der offiziellen Aufnahme der Region Saalfeld-Rudolstadt als Zwillingsregion getroffen; allerdings haben die Aktivitäten der Bioenergieregion in der ersten Projektphase dieses Vorhaben bereits punktuell inhaltlich begleitet und unterstützt.
Offiziell erfolgte die Inbetriebnahme des genossenschaftlich (Energiegenossenschaft Bechstedt eG) betriebenen Nahwärmenetzes mit Hackschnitzelofen im Dezember 2012, des integrierten Holzvergaser-BHKW im September 2013. Beide Ereignisse bildeten im Zeitraum der Förderphase der Zwillingsregion einen Hauptschwerpunkt der dortigen Aktivitäten. Hervorzuheben sind zahlreiche Exkursionen und Führungen vor Ort sowie Vorträge und Diskussionsbeiträge in anderen Orten und Regionen, wodurch insgesamt eine weithin ausstrahlende Öffentlichkeitsarbeit geleistet wurde.
Auf Anregung und inhaltlich betreut durch das Bioenergie-Projekt hat sich Bechstedt im Juli 2014 am Bundeswettbewerb „Bioenergiedörfer“ beteiligt und wurde im Herbst 2014 als einer von drei Bundessiegern nominiert. Die Preisverleihung erfolgte am 15.11.2014 in Hannover und hat sowohl regional als auch überregional eine sehr positive Resonanz ausgelöst.
Neben der allgemeinen Öffentlichkeitsarbeit und der Beispielwirkung in der Region lag der Schwerpunkt der Aktivitäten in Bechstedt bei der Erprobung geeigneter Ausgangssubstrate und der Herausarbeitung entsprechender Empfehlungen für Anlagen ähnlichen Zuschnitts. Aufgrund der technischen Besonderheiten (Holzvergaser-BHKW) sowie der Anforderungen des EEG (Einsatz von Landschaftspflegematerial/ Stoffklasse 2) waren umfangreiche Versuche notwendig, um passende Hackschnitzel-Zusammen-setzungen zu ermitteln. (vgl. Abs. zum „Landschaftspflegematerial“)
Nahwärmenetze Oberwellenborn und Großgeschwenda (Zwillingsregion) – Die Aktivitäten im Rahmen der Bioenergieregion sowie speziell das Beispiel des Bioenergiedorfes Bechstedt haben im Berichtszeitraum andere Orte der Region ermutigt, ähnliche Schritte hin zu einer lokalen Energieversorgung auf der Basis von Bioenergie zu gehen: Nach mehreren Beratungen und Konsultationen vor Ort hat sich 2013 in Oberwellenborn ebenfalls eine Energiegenossenschaft gegründet, die im Sommers 2014 ein Nahwärmenetz verlegt und im Oktober 2014 in Betrieb genommen hat; die Wärmeversorgung erfolgt hier auf der Basis einer bereits vorhandenen Biogasanlage.
Die Agrargenossenschaft Großgeschwenda, die ebenfalls bereits eine Biogasanlage betreibt und die dabei anfallende Wärme sinnvoll nutzen möchte, erwägt derzeit den Bau eines Nahwärmenetzes für die Wohnhäuser des Ortes. Auslöser waren hier ebenso die positiven Beispiele und Erfahrungen, die im Rahmen des Bioenergieprojektes in der Region kommuniziert wurden. Im Laufe der Jahre 2014 und 2015 fanden mehrere Beratungsgespräche mit Vertretern der Agrargenossenschaft statt, der Bau des Nahwärmenetzes ist für 2016 geplant.
In Schkölen konnte von Juni bis Oktober 2013 die Erweiterung des vorhandenen Wärmenetzes um 380 m und 13 Neuanschlüsse in Abstimmung mit anderen Baumaßnahmen bzgl. Wasser/ Abwasser realisiert werden. Dadurch verzichtete man auf aufwendige Paralleltiefbaumaßnahmen. Aufgaben der BioER waren dabei die Wirtschaftlichkeitskalkulation und die Überzeugung weiterer Abnehmer, beispielwiese durch öffentliche Bürgerversammlungen und zahlreiche Einzelgespräche.
Lotschen – Mitte 2014 wurde eine BGA vom Agrarunternehmen „Wöllmisse“ Schlöben eG am Bullenstall in Lotschen errichtet (vgl. obiger Abs. „Umsetzung neuer Biogasprojekte“). Fachliche Erfahrungen und personelle Kompetenzen für den Betrieb stehen seit der Umsetzung des Bioenergiedorfes Schlöben im Unternehmen bereits zur Verfügung. Seit Ende des Jahres 2014 planen wir gemeinsam mit dem Agrarbetrieb und der Gemeinde eine Wärmeversorgung für den Ort. Um Akzeptanz für die geplanten Bioenergie-Maßnahmen zu schaffen, war es wichtig, die Bürger vor Ort von Anfang an einzubinden und zu beteiligen. Aufgabenschwerpunkte lagen hier in der Beratung und Befragung der Haushalte, in der Begleitung von Bürgerversammlungen sowie in der Trassierung gemeinsam mit den Bürgern. Bis die Kalkulation des Kostengerüstes der Anlagentechnik sowie die Finanzierung stehen, bedarf es jedoch noch einiger Unterstützung, da das eigentliche Alltagsgeschäft der Beteiligten das Projekt immer wieder ins Stocken bringt.
Wärmeversorgung Mörsdorf – die BGA des Agrarunternehmens vor Ort hat ein sehr hohes Aufkommen an Restbiowärme. Nach Versorgung der eigenen Liegenschaften wie Schweinestallungen und Fleischerei könnten noch ein unmittelbar angrenzendes Wohngebiet sowie öffentliche Gebäude (Kindergarten und Dorfzentrum) abgedeckt werden. Es wurden zwei Anläufe unternommen, um die möglichen Partner im Ort zusammen zu bringen. Zuletzt angeregt durch die Bürger des Ortes selbst. Leider fehlt es für die Umsetzung eines solchen Nahwärmenetzes am politischen Willen innerhalb der Gemeinde. Ohne Unterstützung der Gemeinde wird eine Maßnahme schwer durchführbar sein. Der Agrarbetrieb besitzt das notwendige Potential zur Wärmeversorgung, allerdings ist die Eigeninitiative auch hier sehr gering. Es bedürfte äußerst intensiver Bürgerbeteiligung zur Überzeugung des Gemeinderates.
Heizkraftwerk Silbitz – Vom Wärmeüberschuss des Biomasseheizkraftwerkes mit einer thermischen Leistung von 3 MWth partizipieren derzeit nur die drei Wohnblöcke in unmittelbarer Nähe zum Kraftwerk. Potential gibt es ausreichend. Deshalb starteten Gewerbetreibende, Gemeinde und Heizkraftbetreiber eine Initiative zur Etablierung eines Wärmenetzes für die anliegenden Ortschaften. Dafür wurden durch das Team der Bioenergieregion Beratungen, Kalkulationen und Verhandlungen zu Wärmegestehungspreisen durchgeführt. Allerdings gibt es bislang keine Übereinkunft zwischen den Partnern.
Das Ensemble der Brehm-Gedenkstätte in Renthendorf mit Brehm-Geburtshaus, Pfarrhaus, Pfarrscheune, Kirche und Schullandheim bietet sich hervorragend für die Installierung eines Mikrowärmenetzes an. Nach dem positiven Umsetzen des Nahwärmenetzes in Weißbach innerhalb der gleichen Verwaltungsgemeinschaft kam aus der Gemeinde Renthendorf die Anfrage für ein solches Wärmenetz. Unseren Kontakt zum interdisziplinären Fachbereich „New Energy Design“ der Fachhochschule Erfurt nutzten wir deshalb, um ein Energie- und Wärmekonzept, vorzugsweise auf Grundlage regenerativer Energien, entwickeln zu lassen. Hierzu wurde zunächst eine Potenzialanalyse der möglichen Energieträger erstellt, auf Basis derer im weiteren Verlauf die aktuellen und erwarteten Verbräuche der Gebäude (Strom und Wärme) erfasst wurden. Anschließend wurden unterschiedliche „Pfade“ entwickelt, auf deren Grundlage verschiedene Konzepte und Energieträger zusammengefügt und auf technische Machbarkeit sowie wirtschaftliche Standfestigkeit geprüft wurden. Daraus ergaben sich unterschiedliche Konzeptionen, von denen die vielversprechendsten den Projektpartnern (Gemeinde Renthendorf, Kirchgemeinde, Stiftungsrat Brehm-Gedenkstätte, Vertreter des Schullandheimes sowie BioER) von der FH Erfurt vorgestellt wurden. Die Umsetzung ist nun abhängig von den Entwicklungen in den nächsten Jahren, wie der vorgesehenen Belebung des Gedenkstätten-Ensembles sowie der Auslastung des Schullandheimes. Aktuell wird eine Beheizung des Brehm-Geburtshauses auf Basis von Holzpellets mit schrittweiser Erweiterungsoption angestrebt. So kann die Heizzentrale sukzessive entsprechend der steigenden Wärmeabnahme (Einbeziehung der restlichen Gebäude) ausgebaut werden.